Mit Blaulicht und Sirenen trafen am vergangenen Samstag kurz nach der Alarmierung zahlreiche Löschfahrzeuge und Mannschaftswagen der Zeller und Steinacher Feuerwehr am Kulturzentrum »Obere Fabrik« ein. Doch es gab keinen Grund zur Besorgnis – der Gebäudekomplex stand nicht in Flammen. Der Einsatz gehörte zur 24-Stundenaktion der Jugendfeuerwehr.
Als die Fahrzeuge eintrafen, warteten bereits zahlreiche Schaulustige vor dem »KUZ«. Trotz des Alters der Einsatzkräfte – die 40 Jugendlichen aus Zell und Steinach waren zwischen 10 und 16 Jahre alt – wirkten die nötigen Handgriffe routiniert. Zusammen mit den 15 »großen« Feuerwehrleuten wurde der Einsatzbereich abgesperrt, Pumpen aufgestellt, um die Wasserversorgung aus dem Bach aufzubauen, Schlauchleitungen verlegt und verletzte Personen aus dem Gebäude geborgen – alles als reines Übungsszenario natürlich und weniger mit Blick auf die benötigte Zeit als viel mehr mit sehr viel Erklärung und Hinblick auf die richtigen Abläufe. Mit dabei war auch der Zeller Bürgermeister Günter Pfundstein. Er hatte sich die Zeit genommen, um bei der Abschlussübung der 24-Stundenaktion persönlich dabei zu sein. Er zeigte sich beeindruckt, in welch großer Zahl der Feuerwehrnachwuchs bei bestem Sommerwetter die 24-Stundenaktion dem Schwimmbad vorzog, und führte Gespräche mit der ein oder anderen Nachwuchskraft. Als Dankeschön lud er im Namen der Stadt alle Teilnehmer nach der erfolgreich absolvierten Abschlussübung ins Eiscafé Venezia ein.
Übernachtung im Feuerwehrhaus
Bereits am Freitagnachmittag trafen sich die Jugendlichen und Betreuer an den Gerätehäusern. Heimat für die Jugendlichen für die nächs-ten 24 Stunden sollte das Gerätehaus in Zell sein. Dort wurden zwei Gruppen eingeteilt und als erster Auftrag des »Dienstes« die Quartiere bezogen. Deren wurden ebenfalls zwei eingerichtet, damit eine getrennte Alarmierung der Einheiten möglich ist. Sodann ging es zu einer theoretischen Unterrichtseinheit, die vom ersten Alarm unterbrochen wurde: Sechs Personen wurden vermisst und in einem Waldstück beim Schützenhaus vermutet. Angefordert wurde auch die Hundestaffel, die mit fünf Flächensuchhunden und einem Mantrailer beim Wiederfinden der Vermissten half. Der erste Einsatz war geschafft, als alle wieder in Sicherheit waren. Es ging zurück ins Feuerwehrhaus zum Abendessen. Schon eine Stunde nach der Rückkehr kam schon die nächste Übungsmeldung. Diesmal ging es um einen Verkehrsunfall mit verletzten Personen im Bereich »Cleanpark«. Mit Blaulicht und Sirene rückte die Jugendfeuerwehr aus, sicherte die Unfallstelle ab und sorgte für die Ausleuchtung des Bereichs. Auch bei dieser Übung konnte der Feuerwehrnachwuchs viel aus dem echten Leben der »großen« Feuerwehrleute erfahren. Zurück im Gerätehaus war Nachtruhe angesagt. Die sollte nicht lange dauern. Kaum waren alle im Bett, ging wieder der Alarm. Im »Denneloch« brennt es, hieß es kurz nach Mitternacht. Mehr war erst einmal nicht bekannt. Die Kids rückten also mit ihren Betreuern aus, um die unklare Brandmeldung zu konkretisieren und geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung zu ergreifen. Es stellte sich heraus, dass mehrere Paletten Holz in Flammen standen. Das Feuer war schnell unter Kontrolle und die ganze Mannschaft gegen 1.30 Uhr wieder zurück im Gerätehaus, wo alle wie ein Stein ins Feldbettlager gefallen sind.
Besser nicht trödeln
Um 7 Uhr am Samstagmorgen war das Frühstück angesetzt. Auch hier war besser beraten, wer nicht lange getrödelt und zügig seinen Morgenhunger gestillt hatte. Schon eine halbe Stunde später folgte nämlich der nächste Einsatz – Chlorgasalarm im Zeller Schwimmbad. In der Badeanstalt angekommen, erklärte Bademeister Wertwein, was es mit dem Chlor auf sich hat. Anschließend hatte die Jugendfeuerwehr die Becken ganz für sich alleine; vor der offiziellen Öffnung durften sie noch baden gehen, was den Nebeneffekt hatte, dass sogleich alle hellwach waren. Zurück im Gerätehaus wurde das Frühstück fortgesetzt und anschließend die Gerätschaften gepflegt. Was zunächst nach einem entspannten Samstagvormittag aussah, entwickelte sich schnell wieder zu einer Zeit, in der schnelles und umsichtiges Handeln gefordert war. Der nächste Alarm betraf die Rettung einer bewusstlosen Person aus einem unzugänglichen Spänesilo. Es gelang das Opfer mit einer Schaufelkorbtrage und Leitern wieder ins Freie zu befördern und so zu retten. Um der Hitze
entgegenzutreten entschieden sich zurück im Feuerwehrhaus alle für eine große Wasserschlacht. Der Vorplatz des Gerätehauses wurde zum Schauplatz des Spektakels – mit allem, was dazu gehört. Selbst vom Kommandanten wurde dabei nicht halt gemacht. Nach einer Mittagsstärkung war dann die Abschlussübung am Kulturzentrum dran, an die sich das Abschlussessen mit Schnitzel, Spätzle und Soß’ anschloss.
Info
Die 24-Stundenaktion wird auch »Berufsfeuerwehrtag« genannt. Sie ist keine Regeleinrichtung, wird aber von vielen Feuerwehren gerne durchgeführt. Die Zeller Jugendfeuerwehr ist seit mehr als 20 Jahren dabei und seit dem ersten Mal ist die 24-Stundenaktion ein echtes Highlicht für die Jugendlichen. Das Ziel der Aktion: dem Feuerwehrnachwuchs ein Gefühl zu geben, wie das Leben eines Berufsfeuerwehrmanns aussieht, indem man eine fiktive 24-Stunden-Schicht im Feuerwehrhaus verbringt und eine ganze Reihe Einsatzszenarien in kurzer Zeit durchspielt. Zudem wird durch die vielen gemeinsamen Erlebnisse und die Zeit, die man miteinander verbringt, die Kameradschaft gestärkt, was ein nicht zu unterschätzender Effekt ist. Schließlich kann es irgendwann in einem echten Einsatz sein, dass das eigene Leben in den Händen eines Kameraden liegt. Und besser ist es, wenn man sich in solchen Situationen blind vertrauen kann.